TRANSFORMATION IV ⎜2015

Katja Pudor

Workshop: April – Juni 2015 Ausstellung: 06. – 28. Juni 2015

Ausstellungseröffnung: Freitag, 05. Juni, 18:30 Uhr mit Jan-Christopher Rämer, Bezirksstadtrat für Bildung, Schule, Kultur und Sport des Bezirks Berlin-Neukölln. Kuratorin: Silvia Ploner.

verbindungen

Die vierte Ausstellung der Temporären Galerie zeigte die ortsspezifische Installation „verbindungen“ der Berliner Künstlerin Katja Pudor, die in Zusammenarbeit mit einer 8. Klasse der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli – CR² entstand. Große, ungerahmte Leinwände in verschiedenen Längen und Breiten waren im Raum verteilt. Sie trugen Zeichen, die die Schülerinnen und Schüler mit der Künstlerin entwickelt hatten. Manche Leinwände waren von einem unter die Decke der Galerie gespannten Netz aus Seilen abgehängt, andere lagen am Boden. Es ergaben sich Überlagerungen, die ein bühnenartiges Setting schufen, das den Besucher*innen der Ausstellung unterschiedliche Bewegungsmöglichkeiten durch den Raum bot.

Pudors Installationen entstehen ausgehend von Methoden der Malerei und der Zeichnung, geleitet von ihrem Interesse an Bewegung, Prozessen der Transformation und der Verschiebung historischer Bedeutungssetzungen. Sie geht prozesshaft vor, arbeitet in der Regel situationsbezogen und im Kollektiv. Mit ihren oft raumgreifenden Strukturen schafft sie Situationen, die das Experiment und stete Umformungen bzw. Erweiterungen zulassen.

Für „verbindungen“ lud Pudor die Berliner Tänzerin und Choreografin Magda Korsinsky und den portugiesischen Schlagzeuger Rui Faustino dazu ein, den von ihr gestalteten Raum zu aktivieren. Faustino und Korsinsky nahmen die transformierten Zeichen der Jugendlichen als Anlass und Ausgangspunkt für eine kollektive und performative Arbeit, die am Eröffnungsabend der Ausstellung zur Aufführung kam. Während der Ausstellungslaufzeit arbeiteten sie mit Schülerinnen und Schülern einer 10. Klasse der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli – CR² und erweiterten mit ihnen ihre ursprüngliche Performance. Das Ergebnis wurde zur Finissage der Ausstellung, die im Rahmen des Festivals „48 Stunden Neukölln“ stattfand, von den Jugendlichen öffentlich aufgeführt.

Workshop von Katja Pudor mit Schüler*innen einer 8. Klasse der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli – CR², begleitet durch die Ethik- und Kunstlehrerin Christine Sader. Projekttage, April und Mai 2015.

Wo begegnen wir Symbolen und Piktogrammen? Welche können wir lesen, welche nicht? Wer verwendet sie und wofür? Wer schafft sie? Nach gemeinsamen Gesprächen und Erkundungen in Stadt und Literatur entwickelten Amna, Asiel, Aysun, Bahar, Beliz, Chaimaa, Daniel, Emin, Faysal, Hasan, Hassan, Hilal, Iman, Irem, Manuel, Mehmet, Melisa, Mohamad und Vjosa mit und für die Künstlerin Zeichen, die für einfache Handlungen stehen: Denk! Talk! Halt! Willkommen! Eine Auswahl dieser Zeichen bearbeitete Katja Pudor anschließend und übertrug sie in ihrem Atelier auf große Leinwandbahnen.

Workshop von Rui Faustino, Magda Korsinsky und Katja Pudor mit Schüler*innen einer 10. Klasse der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli – CR², begleitet durch die Ethik- und Kunstlehrerin Christine Sader. Projekttage, Juni 2015.

Die Entwurfszeichnungen der Jugendlichen aus dem achten Jahrgang und die in der Galerie installierten Leinwandbahnen bildeten die Grundlage für diesen Workshop, der mit der Eröffnung der Ausstellung im Juni begann. Ahmed, Aisha, Bianca, Bryan, Candace, Dilara, Emine, Fatima, Fulya, Merve, Nurgül, Omar, Rim, Tamam, Ünal, Zainab und Zelko übersetzten die von ihren Mitschüler*innen entworfenen Zeichen in Bewegung und Musik. Ein Teil der Gruppe entwickelte mit Magda Korsinsky eine Choreografie, der andere Teil begab sich mit Rui Faustino auf die Suche nach passenden Klängen und Rhythmen. Später wurden beide Elemente verwoben und zur Finissage der Ausstellung öffentlich präsentiert. Die Performance fand im Rahmen des Festivals „48 Stunden Neukölln“ statt.

VERANSTALTUNGEN

05. Juni 2015, 19:30 Uhr Performance von Katja Pudor, Magda Korsinsky und Rui Faustino zur Ausstellungseröffnung.

27. Juni 2015, 17 Uhr Finissage-Performance der Jungendlichen im Rahmen des Festivals „48 Stunden Neukölln“.
 

Katja Pudor

Katja Pudor (geb. 1965 in Berlin, DE) lebt und arbeitet in ihrer Geburtsstadt. Sie studierte Kunst und Malerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee, an der sie 2005 ihre Ausbildung in der Meisterklasse von Katharina Grosse abschloss. In ihrer Praxis konzentriert sich Pudor auf den Prozess der Entstehung künstlerischer Arbeit, dabei macht sie die Phasen des Erprobens und Erfindens sichtbar. Sie thematisiert diese Prozesse als eine Form von Sozialraum und tritt in Beziehung zu physischen Orten, unterschiedlichen zeitlichen Ebenen und Materialien. Zeichnungen dienen dabei als Vermittlungsspur. Pudor erweitert, ordnet und überschreibt ihr eigenes zeichnungsbasiertes Archiv während ortsspezifischer Installationen und Performances beständig neu. Gezeigt wurden ihre Arbeiten in Berliner Museen und Projekträumen wie Stedefreund, dem Haus am Lützowplatz, dem Haus der Statistik, dem Pavillon am Milchhof oder HilbertRaum, national und international u.a. im Kunsthaus Kannen in Münster, im Kunsthaus Kaufbeuren, im Centre Pompidou-Metz, im Bauhaus Dessau, in der Standpoint Gallery in London oder im Delikatessenhaus in Leipzig.

Magda Korsinsky

Magda Korsinsky (geb. 1981 in Prag, CZ) ist Choreografin, Künstlerin und Dozentin. Sie lebt und arbeitet in Berlin. Korsinsky studierte Bildende Kunst an der Universität der Künste Berlin, der École nationale supérieure des beauxarts de Paris und der Akademie der Bildenden Künste Prag. Ihr Choreografiestudium schloss sie 2012 am hochschulübergreifenden Zentrum Tanz in Berlin ab. Außerdem absolvierte sie das 1. Staatsexamen im Lehramt Bildende Kunst. Seit 2013 leitet Korsinsky soziokulturelle Workshops.

Rui Faustino

Rui Faustino (geb. 1975 in Portimão, PT) ist Schlagzeuger. Er arbeitet für Theater, Tanz und Film, zudem regelmäßig als Pädagoge. Faustino studierte Klassisches Schlagzeug an der Escola Profissional de Música de Espinho unter Leitung von Miguel Bernat, wo er u.a. von der Percussion Group Cincinnatti, dem Kroumata Percussion Ensemble und Fritz Hauser lernte. Später besuchte er das Jazz-Institut des Hot Clube de Portugal, wo er bei João Moreira und Aldo Caviglia studierte. 2018, nach Workshops mit Gregory Tardy, Chris Cheek und Billy Hart, absolvierte er sein Masterstudium an der Universidade Nova de Lisboa. Im Anschluss begann er seine Promotion. Faustino spielt in verschiedenen Jazz-Formationen zwischen Lissabon und Berlin und ist Bandleader des Quartetts F/R/E/N.