MundKunst ⎜2019

Workshop von Claire Chaulet und Fiona Kelly Schüler*innen der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli – CR² (JüL 4–6), begleitet durch die Lehrerinnen Vanessa Diaz und Anna Dworzynski und die Erzieherin Johanna Thiel. Projektwoche, Dezember 2019. Eine Zusammenarbeit mit Young Arts Neukölln.

Die schulische Projektwoche stand 2019 unter dem Motto »Essen und Diversität«. Alle Kinder setzten sich eine Woche lang mit ihren Lehrer*innen und Erzieher*innen auf verschiedene Arten und Weisen mit diesem Thema auseinander. Die Orca-Klasse hatte dabei Unterstützung von Claire Chaulet und Fiona Kelly. Nach einer Hospitation in der Klasse arbeiteten die beiden Künstlerinnen mit der Gruppe in den Räumen von Young Arts in der Donaustraße in Neukölln. Am Ende der gemeinsamen Woche wurden die Ergebnisse den Mitschüler*innen, Eltern, Lehrer*innen und Erzieher*innen im Klassenraum präsentiert.

Diversität künstlerisch erfahrbar machen – anhand von Essen und internationaler Küche. Chaulet und Kelly stellten sich die Frage: »Welche Erfahrungen kann ich provozieren, damit die Teilnehmer*innen unbekannte Eigenschaften von sich, der Gruppe und dem Medium (Essen) entdecken und auch künstlerisch entfalten können?«

Als erste kleine Aufgabe baten sie die Kinder, ein Rezept von zu Hause mitzubringen und es mit der Gruppe zu teilen. »Expertennotizbücher« wurden gebastelt. Jedes Kind konnte für die Woche einen Interessenschwerpunkt rund um das Thema Ernährung aussuchen und wurde als »Expert*in« für ihn ernannt. Rund um ihren Schwerpunkt haben die Kinder spezifisches Wissen recherchiert. »Umwelt«, »Zutaten«, »Halal«, »Schokolade« oder »Cola«. Wann immer jemand aus der Gruppe Fragen zu bestimmten Themen hatte, wurden die Expert*innen zu Hilfe geholt. Nachdem die Kinder ihre Expertise ausgesucht hatten, konnten sie ihr eigenes »Chefkostüm« basteln. Es entstanden bunte und individuelle »Uniformen«, die verschiedene »Kochgruppen « erkenntlich machten, auch wenn Kochmützen und Kittel mit individuellen Symbolen und Sprüchen geschmückt waren. Weiter ging es mit dem gemeinsamen Kochen und der Verköstigung ausgewählter »Haus-Rezepte«. Am dritten Tag experimentierten die Kinder in einem offenen Werkstattformat. Aus unterschiedlichen Materialien konnten sie ein selbst erfundenes Gericht frei zusammenbrauen. Gebastelt wurden fantastische »Dosentorten «, »Marshmallow-Kuchen«, »Spaguelay«, »Lappen-Sandwiches« und verschiedenste Pizzen, Eistüten, Muffins oder Joghurts.

Mit all diesen kleinen Skulpturen und Texten stellte sich am letzten Tag die Frage nach der Präsentation. Video, Fotoreportage, Theater, Vortrag: Die Kinder trauten sich, ihre Gerichte auf sehr verschiedene Arten und Weisen in der Schule zu präsentieren.

Als materialisiertes Endprodukte der Woche haben Claire und Fiona die verschiedenen Rezepte der Kinder und deren erfundenen Gerichte zu einem Kochbuch zusammengefasst.

Dieser Workshop fand in Zusammenarbeit mit Young Arts Neukölln und im Rahmen der „Werkstatt Diversität“ statt.

Werkstatt Diversität

Fiona Kelly

Fiona Kelly (geb. 1983 in Meerhout, BE) schloss ihr Theater-, Anglistik- und Germanistikstudium in Antwerpen mit einer Masterarbeit über Rhythmus ab. Seit 2009 kreiert sie Theater-Performances auf und jenseits von Bühnen, sie entwickelt Kinder- und Jugendprojekte und Kurse in Berlin, Brasilien und Belgien. Im Zentrum ihrer künstlerischen Forschung steht die De- und Rekonstruktion von »Kommunikationssystemen«. In ihren Performances improvisiert sie Geschichten mit Elementen, die ihr gerade in dem Moment zur Verfügung stehen. Reales, Legenden und Illusionen vermischen sich mit globalen Fragen. Kelly geht es um die Auflösung kommunikativer Konstrukte, die wir als kulturelle Konventionen voraussetzen. Sie arbeitet mit verschiedenen lokalen Gruppen und meist im öffentlichen Raum, um ein zufälliges Publikum mit unerwarteten Erscheinungen und Handlungen zu konfrontieren. 2013 gründete sie das freie Musiktheaterkollektiv KILOFON, bestehend aus einer Kerngruppe und freien Mitgliedern, die aus den Bereichen Theater, Theaterpädagogik, Musik und Performance und aus den visuellen Künsten kommen. Die Schwerpunkte der Gruppe liegen im Bereich des musikalischen Theaters und des Objekttheaters für Kinder, Jugendliche und Erwachsene.

Claire Chaulet

Claire Chaulet (geb. 1990 in Paris, FR) studierte Politikwissenschaft an der Freien Universität Berlin, Kulturmanagement an der Fachhochschule Potsdam und schrieb ihre Masterarbeit in Erwachsenenbildung / Lebenslanges Lernen an der Humboldt-Universität zu Berlin. In ihren künstlerischen Arbeiten befasst sie sich mit Fragen nach Transkulturalität, kreativem Aktivismus und Empowerment und interessiert sich dafür, wie mithilfe kreativer Prozesse soziale Teilhabe, interkulturelles Verständnis und Emanzipation gefördert werden können. Claire ist als Bühnenbildnerin und Schauspielerin Teil der Theatergruppen Theater der Details, Drehbühne und The Animalies, koordiniert und organisiert seit 2012 die unterschiedlichsten Projekte im gemeinnützigen Berliner Verein Artistania.