Reise nach Bosnien und Kroatien, Jugend- und Freizeitclub Manege ⎜Oktober 2019

Die selbstorganisierte Reise von jungen engagierten Frauen aus der Manege führte von Zagreb über Sarajevo nach Mostar und abschließend nach Zagore ans Mittelmeer. Auf der zehntägigen Reise standen zwei Aspekte im Zentrum: der Austausch von Frauen aus unterschiedlich kulturell und sozial geprägten Kontexten innerhalb der Reisegruppe und die Begegnung zwischen der Frauengruppe aus Berlin mit Frauen aus Sarajevo. Der erste Aspekt umfasste verschiedene Gesprächsformate und kurze Inputs von den Reisenden zu den Bereichen Selbst- und Fremdwahrnehmung und deren Einfluss auf eine selbstbestimmte Lebensführung. Impulse zum Austausch waren hier verschiedene biografische Fachtexte, z.B. von Chimamanda Adichie, Nora Amin oder Lana Sirri und gleichermaßen das eigene Erleben im Alltag in Deutschland und auf der Reise. Der zweite Aspekt umfasste eine vertiefte Beschäftigung mit der Bedeutung des ethnischen Konfliktes für Frauen in der Region in den 1990er Jahren und heute. Dies geschah besonders im Rahmen der Besuche der Gedenkkunstgalerie „Galerija 11/07/95“, die sich der Erinnerung an den Völkermord an Muslim*innen in Srebrenica, Bosnien widmet und diesen mit Fotografien und Original-Videomaterial dokumentiert und der „Žarana Papić School of Feminism“. Die „Žarana Papić School of Feminism“ ist eine Initiative des CARE e.V., einem Verein der sich für frauen-spezifische Belange in Bosnien einsetzt.

Auch außerhalb dieser beiden inhaltlichen Programmpunkte in Sarajevo fanden die jungen Frauen aus Berlin zahlreiche Anlässe zum Austausch mit verschiedenen Frauen. Mal waren es Gespräche mit der Leiterin des Hostels in Sarajevo, mal mit einer Frauengruppe während ihres Ausflugs auf den Aussichtspunkt über die Stadt oder auch eine Begegnung mit jungen Frauen an der Brücke in Mostar. Dies waren kürzere Begegnungen, aber durch die Offenheit der Frauen waren auch diese geprägt von einem Wissens- und Erfahrungsaustausch auf persönlicher Ebene. Die Zeit in Bosnien wurde durch einen Aufenthalt in der historisch bedeutungsvollen Stadt Mostar und einen Besuch der Wasserfällen in Kravice abgerundet. Bosnien hinterlies bei allen einen besonderen Eindruck. Durch zahlreiche spontane Begegnungen und ehrliche Gespräche mit Menschen im Alltag haben alle Reisende einen engen Bezug zu der Region entwickelt. Sätze wie: „Hierhin kommen wir auf jeden Fall noch mal wieder“, waren häufig zu hören.

Die Fahrt von Kravice nach Zagorje in der kroatischen Region Istrien führte entlang einer wunderschönen Küstenstraße und begeisterte alle für die Landschaft. Als Aktivitäten hatte die Gruppe rund um Zagorje einen Bootsausflug, den Besuch des Kolosseum in Pula, den Besuch der Paziner Grotte und auch einen besonderen Adrenalinkick organisiert: mit einer Zipline über eine Schlucht zu fliegen. Ein weiterer Höhepunkt – und persönliche Herausforderung für Alle – war der Aufstieg auf den 1.200 Meter hohen Sisol. Ein Ausflug der zunächst als ein drei Stunden Trip geplant war, aber sich dann doch als siebenstündige Wanderung entpuppte. Eine sehr schöne Begegnung gab es am Schluss. Ein freundlicher Landwirt nahm die Gruppe am Rückweg das letzte Wegstück in seinem Pick-up mit. Der Ausblick über die Wolken Istriens und die Begegnung mit wilden Bergziegen waren unvergesslich und für viele in der Gruppe ihr erstes Naturerlebnis dieser Art.

Insgesamt war diese Reise nur mit Frauen und die vielfältigen Erlebnisse unvergesslich. Vor allem in Bosnien fühlten sich die jungen Frauen besonders wohl, da sie das Gefühl hatten dort nicht als besonders auffällig oder störend wahrgenommen zu werden. Dies wurde viel diskutiert, da insbesondere jene Mädchen, die sich für das Tragen eines Kopftuches entschieden haben, in Kroatien und bei den Grenzübertritten bedeutend mehr abwertenden Haltungen erfuhren. Die unterschiedlichen Wahrnehmungen von Frauen mit Kopfbedeckung in der Öffentlichkeit und die damit einhergehenden Emotionen sorgen auch im Nachgang der Reise für Auseinandersetzungen in der Reisegruppe. Diese Gespräche werden von den Pädagog*innen der MANEGE begleitet.

Berichte von drei jungen Frauen aus der Manege

Diese Reise wurde durch eine Spende von Between Bridges möglich