Stipendium 2019
Wir gratulieren Idara, Minerva, Mirjam, Mona, Narges, Queensley und Vijan von der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli - CR² (Jahrgangsstufen 7, 10, 12) herzlich zum Stipendium Ein Quadratkilometer Bildung.
Im Stipendienjahr 2019 engagieren sich Adrian, Caro, Inga, Katharina, Rita, Susann und Rim als Bildungspatinnen und Bildungspaten ehrenamtlich. Rim hat eine besondere Beziehung zum Programm: im Jahr 2015 war sie selber Stipendiatin. Nachdem sie erfolgreich ihr Abitur abgelegt hat und nun studiert hat sich Rim entschlossen die Rolle zu wechseln und selber eine Stipendiatin ein Jahr lang zu begleiten. Wir freuen uns sehr, dass Rim dabei ist!
Die neuen Stipendiatinnen haben mit ihren Bewerbungen und in den Gesprächen mit der Jury überzeugt. Sie haben auch schon einige Ziele für ihr Stipendienjahr benannt. Neben dem mittleren Schulabschluss, auf den vier Schülerinnen der 10. Klassen hinarbeiten, möchten die Stipendiatinnen in diesem Jahr auch Schwimmkurse, Taekwondo Klassen und Fotografiekurse belegen. Als gemeinsame Themenschwerpunkte für das Jahr haben die Jugendlichen folgende gewählt:
▪ Berlin im Zweiten Weltkrieg - Berlin nach dem Zweiten Weltkrieg - Die besetzte Stadt ▪ Umwelt, Nachhaltigkeit und gesunde Ernährung
Bildungsworkshop
Der erste gemeinsame Bildungsworkshop fand am 2. und 3. März in der Pädagogischen Werkstatt statt. Neben näherem Kennenlernen beschäftigten sich die Stipendiatinnen und ihre Bildungspatinnen, ihr Bildungspate zunächst mit ihren individuellen Zielen. Mit der Methode des „Zielebaums“ erarbeiteten sich die Stipendiatinnen ein Ziel für das Jahr 2019, fragten gleichzeitig nach eventuellen Hindernissen und hielten ihren möglichen Weg zum Ziel fest. Die Ziele wurden im Anschluss in der Gruppe vorgestellt.
Nach einem Kennenlernspiel erarbeiteten die Teilnehmerinnen und der Teilnehmer in Kleingruppen Fragen zu den Themen Berliner Mauer, Ost/West Berlin und Stasi. Diese Gruppenarbeit diente als Vorbereitung zu der Stadtführung am nächsten Tag, die die Gruppe zur Gedenkstätte Berliner Mauer in der Bernauer Straße brachte. Nach einer einstündigen und sehr interessanten Führung sahen sich die Stipendiatinnen und ihre Bildungspatinnen, ihr Bildungspate die Gedenkstätte individuell an. Vor allem die Biografien von Menschen die eine Flucht über die Mauer gewagt hatten brachten alle Beteiligten zum Nachdenken.
Europawahl
Am 13. Mai fand für die Stipendiatinnen eine Informationsveranstaltung zu den U18 Europawahlen in der Pädagogischen Werkstatt statt. Durchgeführt wurde sie von unserer Bildungspatin Caroline Hury, die Mitarbeiterin im Deutschen Bundestag und Europa-Referentin ist. Einen Herzlichen Dank an dieser Stelle noch einmal!
Der Ablauf sah folgendermassen aus:
Was wisst ihr über die EU? Warum brauchen wir die EU? Ziel: Einen überblick schaffen, was die Stipendiatinnen schon über die EU wissen und was nicht. Eine gemeinsame Basis schaffen.
Kurze, einfache Übersicht über die vier wichtigsten EU-Institutionen (Parlament, Kommission, Rat, Gerichtshof) und wie sie mit den gesammelten Ideen zusammenhängen. Ziel: Bewusstmachung, warum es wichtig ist, das Parlament zu wählen.
Europawahlen: Wer tritt an? Was wollen die Parteien? Interaktiver Austausch, bei dem die Teilnehmerinnen über Forderungen diskutieren, die ihnen wichtig sind (anhand von Material, das die U18-Wahl-Webseite zur Verfügung stellt.
Wie läuft die U18-Wahl konkret ab?
Am den 17. Mai wählten unsere Stipendiatinnen die unter 18 Jahre alt sind in der Jugendfreizeiteinrichtung Manege.
Bildungsfahrt Amsterdam
Ein besonderes Highlight in diesem Stipendienjahr folgte im Juni: ein gemeinsames Wochenende in Amsterdam. Am ersten Tag besuchten die Stipendiatinnen mit ihren Bildungspat*innen und den zwei Programmleiterinnen der Pädagogischen Werkstatt die Universität Amsterdam. Zwei Dozentinnen der psychologischen Fakultät im Fachbereich Anthropologie und eine Studierende erzählten über ihre Arbeit und über ihre beruflichen Werdegänge. Den Stipendiatinnen wurde nicht nur klar, wie vielfältig ein Bildungsweg sein kann und wie der Lebensalltag einer Studentin in Amsterdam aussehen kann, sie lernten auch Förderprogramme kennen, die einen akademischen Abschluss möglich machen. Am zweiten Tag wurde die Gruppe durch das Anne Frank Haus geführt. Eine gemeinsame Grachtenfahrt und ein Picknick liessen diesen intensiven Tag ausklingen. Den dritten und letzten Tag ihrer Reise gestalteten die Stipendiatinnen mit ihrer Bildungspatin, ihrem Bildungspaten individuell und frei.
Zu der Reise schreibt eine Stipendiatin:
Zwei Tage nach meine Jahrgangsfahrt, bin ich mit meinem Stipendienprogramm nach Amsterdam gereist. Zu einem schönen Workshop Programm! Am 23. Juni sind wir in Amsterdam angekommen – ungefähr um 12 Uhr – und sind direkt nach unserem Ankommen/Check-out lustigerweise mit unseren Koffern zu der Universität von Amsterdam gefahren. Dort haben wir uns mit drei Professorinnen getroffen, die uns über die Anthropologie erzählt haben. Anthropologie bedeutet Wissenschaft vom Menschen und seiner Entwicklung. Wir haben auch einiges über die Universität von Amsterdam gelernt, z.B dass die Universität im Jahr 1632 gegründet wurde, dass sie derzeit 32.000 Studierende hat, davon 5.500 internationale Studenten, über 100 verschiedene Nationalitäten und dass die größte Gruppe ausländischer Studierenden aus Deutschland kommen. Wir haben auch ein Lernübung gemacht, was Spaß gemacht hat. Dabei haben wir eine Studentin, die Psychologie studiert, kennengelernt. Die Studentin hat uns viele Information über die Studiengänge in Amsterdam gegeben, z.B. dass manche Vorlesungen auf Englisch stattfinden. Es kommt darauf an, was einer studiert. Nach den Treffen mit den Professorinnen, haben wir mit der Studentin eine Tour in der Universität gemacht.
Am Zweiten Tag in Amsterdam, haben wir die Anne Frank Haus besucht, was für mich wirklich real einwirkte. Am zweiten Tag im Amsterdam, haben wir das Anne Frank Haus besucht, was auf mich wirklich real einwirkte. Im Sinne, dass alles, was Anne Frank und ihre Familie im zweiten Weltkrieg erlebt haben, ich mir genau vorstellen konnte und deren Schmerzen auch fühlen. Nach der Besichtigung haben wir eine Stadttour, Fotos und auch ein Picknick gemacht. Dabei konnten wir uns untereinander mehr kennenlernen, indem wir viel über bestimmten Sachen geredet haben. Am letzten Tag waren wir alle mit unseren Bildungspat*innen in einer kleinen Gruppe unterwegs. Wir haben eine Stadttour nochmals gemacht und haben die typischen 'Pommes Frist' des Niederlandes gegessen. Allgemein war die Fahrt produktiv, da wir viel gelernt haben. Sie hat uns eine Orientierung gegeben, sowie Erfahrungen über das Leben in Amsterdam. Und zu guter Letzt haben wir dabei auch viel Spaß gehabt.
Stipendienfest
Ein erfahrungsreiches Jahr nähert sich dem Ende. Das Stipendienfest, das dieses Jahr am 27. November in der Pädagogischen Werkstatt stattfand, umrahmt das Jahresprogramm des Stipendiums Ein Quadratkilometer Bildung. Wir bedanken uns herzlich bei den Bildungspat*innen für ihr Engagement. Wir bedanken uns auch bei allen die sich die Zeit genommen haben ein Empfehlungsschreiben für die Schüler*innen abzugeben, bei den Eltern und Familien der Stipendiatinnen, die mitgewirkt haben, dass ihre Kinder am Stipendienprogramm aktiv dabei sein konnten. Auch bedanken wir uns bei den Förderern, Stifter*innen und Freunden des Stipendienprogramms und bei Anett Szabó (Stiftung Zukunft Berlin) für ihre kontinuierliche Begleitung des Programms.
Die Stipendiatinnen füllten gemeinsam mit ihren Bildungspat*innen den Abend mit ihren Erfahrungen. Sie erzählten wie sie sich erlebt haben und wo sie nach dem gemeinsamen Jahr stehen. Nicht nur die Stipendiat*innen und ihre Bildungspat*innen kamen zu Wort, auch ein Vater teilte mit uns seinen Blick auf das Stipendienprogramm.
Kein Kind soll verloren gehen ...
..., das ist Motto auf dem Campus Rütli. Dies bedeutet, dass für jede und jeden eine bestmögliche Förderung versucht wird und das gilt nicht nur für die, die Schwierigkeiten haben mit den Anforderungen des Schulalltags zurechtzukommen. Da sind auch diejenigen, die auffällig werden, weil sie sich etwas mehr engagieren, die vielleicht ein wenig anders denken oder besonders intensiv ein persönliches Ziel verfolgen. Auch diese jungen Erwachsenen haben Unterstützung nötig und verdient, um nicht verloren zu gehen und um sich bestmöglich weiterentwickeln zu können. Hier liegt meiner Ansicht nach die Bedeutung des Stipendienprogramms mit seinen über individualisierten Unterricht hinausgehenden Möglichkeiten: Zunächst bringt das Stipendium eine besondere Anerkennung für die Einzelnen zum Ausdruck. Sie sind nicht komisch in dem was sie tun, sondern besonders und lobenswert. Diese Anerkennung fördert das Selbstvertrauen und -bewusstsein und bestärkt die Stipendiat*innen hoffentlich in ihrem Tun.
Das Stipendium bringt über Jahrgänge und Klassen verteilten Jugendliche zusammen. So besteht eine Chance sich kennenzulernen und sich auf Augenhöhe auszutauschen, was im normalen Schulalltag nicht möglich wäre und es entstehen Freundschaften, die über das Programm hinausreichen. Besonders für die Jüngeren hat die Altersmischung den Vorteil zu sehen, was auf sie zukommt. Die Vorbereitung auf den MSA und das Abitur, als die großen schulischen Herausforderungen, waren beispielsweise während des Jahres deutlich präsent.
Die Stipendiatinnen wirken schon jetzt unmittelbar in und außerhalb der Schule auf das Schulgeschehen ein. Eine hat maßgeblich den Sanitätsdienst an der Schule geprägt, eine Zweite führt uns allen nachdrücklich die Notwendigkeit für Umweltschutz vor Augen und eine Dritte hilft in ihrer Kampfkunstschule Kindern der Grundstufe, die Notwendigkeit von Regeln und Werten nahezubringen.
Es ist zu hoffen, dass durch das Stipendium auch eine Nachhaltigkeit erreicht wird, die über die Schulzeit hinausgeht. Und dies nicht in dem Sinne, besonders gut darauf vorbereitet zu sein individuell im Konkurrenzkampf bestehen zu können, sondern weiterhin gemeinschaftlich, sozial und gesellschaftlich orientiert zu wirken. Wie gut das gelingt, zeigt das Beispiel einer Stipendiatin, die jetzt als Patin in das Programm zurückgekommen ist. Den Pat*innen kommt im Programm eine besondere Bedeutung zu. Sie helfen den Stipendiat*innen beim Verfolgen ihrer Ziele – freiwillig in der Freizeit – und leben ihnen somit gleichzeitig gesellschaftliches Engagement vor.
Als Vater bin ich dankbar und natürlich bin ich auch stolz, dass meine Tochter an dem Programm teilnehmen durfte und freue mich zu erleben, wie sehr sie davon profitiert hat, und ich bin überzeugt, dass sie davon noch mehr für die Zukunft mitnehmen wird, als sie es jetzt selber glaubt. Ich möchte mich bedanken bei der Pädagogischen Werkstatt für die Organisation, bei den Förderern, bei den Pat*innen und am dollsten bei den Stipendiatinnen. Wie ihr so seid und was ihr tut, ist ja überhaupt erst der Grund für das ganze Projekt.
Vielen Dank dafür!
H. S. (Vater einer Stipendiatin)