TRANSFORMATION I ⎜2013
Ariel Gout ▪ Ulrike Mohr
Workshops: Oktober 2013 Ausstellung: 28. September - 25. Oktober 2013
Ausstellungseröffnung: Freitag, 27. September, 16 Uhr mit Christina Rau, Schirmherrin des Campus Rütli – CR², und Dr. Franziska Giffey, Bezirksstadträtin für Bildung, Schule, Kultur und Sport des Bezirks Berlin-Neukölln. Kuratorinnen: Silvia Ploner, Anna Schädlich.
Die Temporäre Galerie eröffnete im Herbst 2013 mit Arbeiten der französischen Künstlerin Ariel Gout und der Berliner Künstlerin Ulrike Mohr. Ausgehend von den Themen und Materialien ihrer Arbeit leiteten beide Künstlerinnen einen Workshop mit Schülerinnen und Schülern der Grundstufe der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli – CR².
Ariel Gouts filigrane Zeichnungen erinnern an Mikroorganismen oder Zellenstrukturen und werden, dem Prinzip von Wiederholung, Variation und Expansion folgend, im Prozess oftmals mit Garn zu objekthaften Kompositionen zusammengenäht oder -gestickt. Für TRANSFORMATION I entstand eine installative, großformatige Arbeit aus weißen Transparentpapierbahnen, die sich säulenhaft vom Boden bis zur Decke erstreckten und von kleinen, runden Papierelementen und Fäden überzogen waren. Neben dieser neuen Arbeit aus der Serie „Line and Cellular Growth“, an der Gout seit 2011 arbeitet, war die Zeichnung „Line and Cellular Growth 08“ aus dem Jahr 2012 ausgestellt.
Ulrike Mohr beschäftigt sich seit mehreren Jahren auf dem Gebiet der Bildhauerei und der Installation intensiv mit dem Material Holzkohle. Ausgangspunkte ihrer Arbeiten sind, neben dem Werkstoff als solchem, immer auch dessen Herkunftsort, die Kontextbildung und der Produktionsprozess in seiner zeitlichen Dimension. Für TRANSFORMATION I entstand die raumgreifende Installation „Anthrakothek“. Zu einer schwarmähnlichen Form verdichtet, schweben fragile Äste frei im Raum, in den sie eine schwarze, geometrische Kohlespur hineinzeichnen, chaotisch und gerichtet zugleich. Durch Köhlern haben die Äste ihre ursprüngliche Farbgebung verloren, die Details ihrer Oberfläche jedoch wurden erhalten und konserviert. Die geköhlerten Äste umfassen typische Schrebergartenhölzer wie Kirsche, Flieder, Ahorn, Haselnuss oder Weide sowie verholzte Schlingpflanzen und Wurzeln. Sie stammen aus der ehemaligen Kleingartenanlage gegenüber der Temporären Galerie, auf deren Gelände nun schulische Werkstätten und das Stadtteilzentrum auf dem Campus Rütli – CR² entstanden sind.
WORKSHOPS
Workshop von Ariel Gout mit Schüler*innen einer jahrgangsübergreifenden Lerngruppe 4–6 der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli – CR², begleitet durch die Erzieherin und Kunstpädagogin Susanne Wendler. Projektwoche, Oktober 2013.
Ausgangspunkt für diesen Workshop war die Auseinandersetzung mit der Funktionsweise von Mikroorganismen und Zellenstrukturen. Als Inspirationsquelle dienten ungewöhnliche Materialien, die Künstler*innen in ihren Werken verwenden, sowie Kunst- und Biologiebücher, anhand derer das Arbeiten mit Textiltechniken sowie Transformationsprozesse in der Natur und Verbindungen zwischen verschiedenen Lebewesen besprochen wurden. Anabelle, Arroana, Bataham, Canan, Ilbey, Kaan, Malmoud, Mercau, Mert und Seude wurden verschiedene Materialien zur Verfügung gestellt, mit denen sie pflanzliche (zelluläre) Formen in verschiedenen Farben individuell gestalten sollten. In immer größer werdenden Gruppen wurden diese einzelnen Elemente nach und nach mit Faden, Kleber oder Gummiband zu einem gemeinsamen Werk verbunden.
Workshop von Ulrike Mohr mit Schüler*innen einer jahrgangsübergreifenden Lerngruppe 4–6 der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli – CR², begleitet durch den Klassenlehrer Muhsin Kazar. Projektwoche, Oktober 2013.
In diesem Workshop drehte sich alles um das Material Holzkohle. Was ist Holzkohle? Wie funktioniert die Transformation von Holz oder anderen organischen Stoffen in Kohle? Wofür benutzen wir sie (außer zum Grillen oder Zeichnen)? Auf dieser Wissensgrundlage begannen Ali, Azin-Leon, Haithem, Hanadra, Mart, Martina, Medin, Nursena, Salim und Zeinab gesammelte Holzstücke, Nüsse und Fruchtkerne zu köhlern – zunächst in Reagenzgläsern, um den Prozess der chemischen Umwandlung von Holz zu Pflanzenkohle nachvollziehen zu können, später in Blechdosen. Die gewonnene Aktivkohle bildete die Basis für Wasserfilter, die mit dem Ziel gebaut wurden, das verunreinigte Wasser der nahe gelegenen Spree in trinkbares umzuwandeln. Mithilfe recycelter Plastikflaschen, verschiedener Filtermaterialien wie Kies, Sand oder Vlies und der Aktivkohle imitierte die Gruppe das Grundwasserprinzip der Erde.
VERANSTALTUNGEN
18. Oktober 2013, 16:30 Uhr Ist die Quartiershalle auf dem Campus Rütli ein Ort für Kunst? Gesprächsrunde mit Birgit Auf der Lauer (Bildende Künstlerin und Kunstvermittlerin), Silke Ballath (Kulturagentin für kreative Schulen in Kreuzberg), Ariel Gout (Bildende Künstlerin), Ulrike Mohr (Bildende Künstlerin), Eva Randelzhofer (Bildende Künstlerin, Kulturagentin für kreative Schulen in Pankow), Gertrud Schrader (Bildende Künstlerin, künstlerisch-wissenschaftliche Mitarbeiterin in der Lehrerausbildung an der Leibniz Universität Hannover, Institut für Gestaltungspraxis und Kunstwissenschaft, Arbeiten mit Kitas im Neuköllner Reuterkiez) und Sascha Wenzel (Pädagogische Koordination Campus Rütli und Programmleiter Ein Quadratkilometer Bildung Berlin-Neukölln).
24. Oktober 2013, 18:30 Uhr Als meine heimliche Liebe bei uns einzog. Heartbreak-Family. Lesung mit der deutsch-türkischen Jugendbuchautorin und Illustratorin Deniz Selek. Veranstaltung in Kooperation mit der S. Fischer Stiftung.
25. Oktober 2013, 19 Uhr Finissage-Konzert mit Nitzsche & Hummel (Sabine Bremer, Arne Nitzsche). „Nitzsche & Hummel sind nicht nur eine Band. Sie sind auch ein Liebespaar im Zeitalter von analog und digital. Sie spielen die Filmmusik für ihre eigene Geschichte und erzählen dabei von einem Leben zwischen Clubkultur und Hausmusik, zwischen Strand-Party und Klassikkonzert. Warme Streichersätze und rollende Basslinien treffen auf elektronische Beats und bilden die Basis für die Kompositionen, die sich mal als Instrumentalstücke, mal als Indie-Pop Songs präsentieren. Live verbinden sie Bass und Violine mit Schaltkreisen und Microchips. So erscheinen die Klangfarben der Instrumente immer wieder in neuen Gewändern. Mit der Möglichkeit Audiosamples in Endlosschleifen abzuspielen entstehen weitere Freiräume für Klangmodulation und Improvisation. Der Beat schreitet voran und sie gehen mit. Angetrieben, rastlos und fasziniert von der Symbiose aus Vergangenheit und Gegenwart schlagen sie Brücken zu neuen Ufern und zwischen Electronic/Acid, Jazz/Urban und Contemporary Classic.“ (Text: Nitzsche & Hummel)
Ariel Gout
Ariel Gout (geb. 1968 in Suresnes, FR) ist bildende Künstlerin. Sie studierte an der School of the Museum of Fine Arts, Boston. Gout arbeitet mit Papier, Ton und Faden. Inspiriert durch die Prinzipien der Harmonie und des Gleichgewichts unserer natürlichen Umgebung, kombiniert sie Basismarkierungen oder einfache Formen durch die Anwendung der Prinzipien von Wiederholung, Variation und Akkumulation. Ihre Arbeiten sind auch durch die natürlichen und biologischen Phänomene des Wachstums und ihre metaphorischen Bedeutungen inspiriert. Ihre Bildsprache beruht auf dem Spiel zwischen mikro- und makroskopischer Ebene. Die Arbeiten entwickelt sie oft während ihrer Reisen und Erkundungen. In ihnen verhandelt sie die Beziehungen von Zeit, Raum, Bewegung und Transformation. Gouts Arbeiten wurden international ausgestellt, u.a. in Japan, Frankreich, Deutschland, den USA und Spanien.
Ulrike Mohr
Ulrike Mohr (geb. 1970 in Tuttlingen, DE) ist bildende Künstlerin und Lehrbeauftragte an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee. Sie hat Freie Kunst und Bildhauerei an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee und der Trondheim Academy of Fine Art studiert. Mohr arbeitet mit dem Konzept von Zeichnung, Raum, Zeit und Holzkohle. Ihre künstlerische Haltung nutzt Transformationsprozesse von Materialien, die wiederum von komplexen Forschungsergebnissen, tradiertem Wissen, aber auch von Zufällen beeinflusst werden. Ihre Arbeiten gehen von Naturbeobachtungen aus und besitzen eine eigene stoffliche Präsenz. Den prozessorientierten Umgang mit kontextbezogenen Materialien überführt sie in poetische Installationen. Dabei gilt ihr Interesse nicht nur der Materialbeschaffenheit, sondern auch der zeitlichen Dimension, die den ephemeren Substanzen innewohnt. Mohr war in zahlreichen internationalen Einzel- und Gruppenausstellungen sowie Biennalen vertreten und ist Herausgeberin der Buchreihe „Anthrakothek“ im Berliner Verlag The Green Box.