TRANSFORMATION VII ⎜2017

Mahony

Workshop: Januar – Juli 2017 Ausstellung: 24. Juni – 14. Juli 2017

Ausstellungseröffnung: Freitag, 23. Juli, 17:30 Uhr mit Jan-Christopher Rämer, Bezirksstadtrat für Bildung, Schule, Kultur und Sport des Bezirks Berlin-Neukölln. Kuratorin: Silvia Ploner.

Die siebte TRANSFORMATION war eine Kollaboration zwischen Mahony und Ahmad, Aișe, Amir, Anna, David, Eholed, Giorgina, Mahmoud, Mariam, Martina, Riham, Rojda, Said, Salah, Sinem, Șirin, Uğurcan, Usama und Yasmin von der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli – CR².

Das in Berlin ansässige Kollektiv Mahony besteht aus Stephan Kobatsch, Clemens Leuschner und Jenny Wolka. Die Grundlage ihrer Arbeit ist ein gemeinsames Interesse an den unterschiedlichen Formen von Wissensproduktion und daran, wie Identität in verschiedenen gesellschaftspolitischen und kulturellen Kontexten aufgebaut wird. Sie erforschen Machtstrukturen sowie die ihnen zugrunde liegenden Narrative und erarbeiten poetische Alternativen. Mit einem prozessorientierten Ansatz schaffen sie Objekte oder Interventionen, die keine Lösungen oder »Wahrheiten« aufzeigen, sondern Forschungsprozesse so offen legen, dass Betrachter*innen dazu befähigt werden, eigene Überlegungen und Kenntnisse mit einzubringen.

Die Schülerinnen und Schüler einer 11. Klasse arbeiteten mit Mahony zum Thema Selbstbild – dem individuellen und dem kollektiven – und fragten, wie dieses Selbstbild in Abgrenzung zu einem »Anderen« hergestellt und definiert wird. Entlang geschichtlicher und aktueller Beispiele zur Konstruktion von Stereotypen, Klischees und Vorurteilen untersuchten sie Zusammenhänge zwischen der Idee eines Selbstbildes, der Rolle medialer Berichterstattung und der Konstruktion von Meinungen. Entstanden sind „Bad Faith Make-Up II“, eine Serie von »Geister«-Porträts auf Glasplatten, und „DINOMOK“, die experimentelle Version einer Tageszeitung, mit Artikeln und Bildteilen aus gefundenen Presseartikeln sowie Bildern und Texten in analoger und digitaler Collagetechnik. Die Arbeiten wurden zusammen mit einer Videodokumentation ihres Entstehungsprozesses als raumgreifende Installation in der Temporären Galerie gezeigt.

  Workshop von Mahony mit Schüler*innen einer 11. Klasse der Gemeinschaftsschule auf dem Campus Rütli – CR², begleitet durch die Kunst- und Ethiklehrerin Christine Sader. Projekttage, Januar bis Juni 2017.

Wie sehe ich mich selbst? Wie nehmen mich andere wahr? Was ist Information? Wie entsteht und verbreitet sie sich? Welche Interessen entscheiden über mediale Darstellungen von Inhalten? Was lösen diese in Rezipient*innen aus? Wie werden Bilder medial »verzerrt«? In wöchentlichen Treffen arbeitete die Gruppe an der Analyse und Dekonstruktion von Medienberichterstattung und besprach, wie Bilder über Menschen, Ereignisse und Orte erschaffen und Meinungen konstruiert werden. Das gemeinsame Ziel war es, aus Einzelarbeiten der Schüler*innen und Beiträgen von Mahony eine Zeitung zu erstellen.

Der Prozess begann mit einem Selbstporträt in Collagetechnik für die Redaktionsseite. Jede Schülerin, jeder Schüler ging mit dieser Aufgabe anders um. Manche ließen gesellschaftliche Thematiken in ihre Porträts einfließen, andere stellten eher persönliche Themen oder Vorlieben dar. Weiter ging es mit der (Neu-)Zusammenstellung von Bild und Text, der Verzerrung, Manipulation und Verfremdung verschiedener Inhalte aus Tageszeitungen, die für jedes Treffen frisch gekauft wurden. Es entstanden individuell gestaltete Artikel und Bildteile, die später digital zusammengefügt und als Zeitung im Berliner Format mit dem Titel „DINOMOK“ gedruckt wurden.

In Form kleiner Vorträge und Gesprächsrunden beschäftigte sich die Gruppe immer wieder mit den Möglichkeiten künstlerischer Ausdrucksformen. Mahony legten dabei den Fokus auf einen Kunstbegriff, in dem die künstlerische Arbeit zwar auch nach ästhetischen Maßstäben funktioniert, dessen Schwerpunkt aber darin liegt, sich mit gesellschaftlichen oder politischen Themen auseinanderzusetzen. Auch die Wahl der benutzten Medien und Techniken wird darüber definiert. Ideen von gesellschaftlichen und individuellen Identitäten sowie die mediale Verzerrung dieser »Bilder« bildeten die Eckpunkte dieses Workshops. Um genannte Verzerrungen von der Position einer scheinbaren Wahrhaftigkeit zu lösen und um auf ihre relative Wahrheit, Subjektivität und Konstruktion zu verweisen, nennen Mahony sie »Geister«. Zum Abschluss der gemeinsamen Spurensuche solcher »Geister« entstand die Arbeit „Bad Faith Make-Up II“, eine Fortführung von Mahonys Selbstporträt Bad Faith Make-Up aus dem Jahr 2016. Sie besteht aus Gesichtsabdrücken der Jugendlichen in weißer Acrylfarbe auf Glasplatten. Ähnlich wie „DINOMOK“ als kollektive Arbeit auftritt – die Artikel/Werke sind nicht einzelnen Autor*innen zugeschrieben –, verhält es sich mit „Bad Faith Make- Up II“. Die Gesichtsabdrücke sind zwar im direkten Druckverfahren und einzeln auf den Glasscheiben zu sehen, erscheinen jedoch als kein visuell exaktes Abbild. In einer wolkenartigen Formation gehängt, schaffen sie ein kollektives Gesamtbild aus individuellen Elementen.

Mahony

Das Künstler*innen-Kollektiv MAHONY wurde 2002 gegründet und besteht aus Stephan Kobatsch (geb. 1975 Wien, AT), Clemens Leuschner (geb. 1976 Göttingen, DE) und Jenny Wolka (geb. 1978 Köln, DE). Mahony arbeiten prozessorientiert und kollaborativ, um statische oder inaktive Zustände von Kunstwerken zu vermeiden. Dafür bedienen sie sich einer breiten Palette von Medien wie Video, Fotografie, Druck, Collage, Skulptur und Performance. Ihre Arbeiten wurden international ausgestellt, u.a. in der Kunsthalle Krems, im MAMbo Bologna, im Witte de With, Rotterdam, im Wiener MAK, bei Overduin & Co., Los Angeles, im Künstlerhaus Bethanien, Berlin, sowie im La Criée, Rennes, im Artist's Institute, New York, bei Proyectos Monclova, Mexiko-Stadt und in der Kunsthalle Wien.


 

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